Mittwoch, 1. Februar 2012
Ludwina's mystisches Gruseln


Alles ist vorherbestimmt, Anfang wie Ende, durch Kräfte, über die wir keine Gewalt haben. Es ist vorherbestimmt für Insekt nicht anders wie für Stern. Die menschlichen Wesen, Pflanzen oder der Staub, wir alle tanzen nach einer geheimnisvollen Melodie, die ein unsichtbarer Spieler in den Fernen des Weltalls anstimmt.

Albert Einstein


Nachdem sich Ludwina endlich ihrer Zweifel, Ängsten und Befürchtungen entledigt hat, geniesst sie nun einen wundervollen DVD-Abend bei ihrem aufs Neue lieb gewonnenen Freund. Ja, sie nennt ihn tatsächlich Freund. Diese Bezeichnung lässt sie sich jeweils ganz heimlich immer wieder auf der Zunge zergehen. Freund... Es schmeckt leicht nach Erdbeeren, einem leichten Windhauch ähnlich, angereichert durch frisch geschnittenes Gras mit einer Prise Meeresluft. Es fühlt sich an, als würde Ludwina auf einer grünen Wiese inmitten blühender Frühlingsblumen stehen, in der Ferne eine Schafherde und die herben hügeligen Erhebungen der irischen Küste. Freund...

Der Film den sich Ludwina und ihr neuer Freund (Erdbeeren, Blumenwiese, Schafherde, irische Küste) anschauen, lädt zum kuscheln ein. Das Gesicht des Jahres hat soeben einen weiteren Mord begangen, als Ludwina's Mobile aufleuchtet. Eine SMS ist eingegangen. Anschauen oder ignorieren? Irgendetwas bewegt Ludwina die kuschelig um sie gewickelten Arme zu verlassen. Eine SMS vom "der Mann". Ludwina kann ihren Augen kaum trauen. Ein mystisches Gruseln überfällt sie. "Der Mann" meldet sich? Warum gerade jetzt? Nachdem er sie vor über einem Jahr so abserviert hat? Nachdem er ihr während der Beziehung immer wieder schmerzhaft klar machte, dass er sich eine Zukunft mit ihr nicht vorstellen könne und sie nur die Frau für diesen Lebensabschnitt sei? Warum gerade jetzt, als sie endlich bereit ist sich erneut aufs Glatteis der Liebe zu begeben? Hat er gemerkt, dass sich etwas Neues anbahnt?

Ludwina's Welt beginnt sich erneut um diesen Schmerz zu drehen. Die Farben verschwinden und ihr neuer Freund rückt in den Hintergrund. Der Schmerz breitet sich in ihrem Körper aus, ihr Herz wehrt sich gegen die aufkeimende Hoffnung, dass "der Mann" seine Liebe zu ihr doch noch entdeckt hat.

Sie schreibt ihm die geforderte Email Adresse zurück. Die eingehende Email, enthält die Entschuldigung für die "Art der Trennung" sowie etliche Vorwürfe, dass sie sich nicht mehr gemeldet und dass er deswegen ein schlechtes Gefühl habe. Die ganze aufgestaute Wut packt sie nun in ihre abservierende Antwort. Sie habe ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt und wisse nicht, ob er in ihrem neuen Leben noch einen Platz habe. Diese Zeile schwarz auf weiss vor sich sehend wird Ludwina endlich wieder ruhig. Sie weiss nun ganz genau, was ihr Herz möchte:
Den Sonnenschein an ihrer Seite, eine neue Chance auf neues Glück. Ludwina ist verliebt. Endlich!

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Sonntag, 22. Januar 2012
Ludwina's Sorgen


Wenn man ständig über seinen Sorgen brütet, schlüpfen sie irgendwann aus.

Quelle: Nicht nachweisbar


Ludwina sieht ihn wieder, was erstens nicht erstaunlich ist und zweitens nicht ohne widerliche Umstände geht. Er wohnt in einer Stadt, die sie nicht kennt und in einer Strasse, die auf dem ausgehängten Stadtplan nicht aufgeführt ist. Das einzige was sie hat, ist seine Adresse und ein leerer Mobile-Akku. Fast eine Stunde fährt sie im Kreis, bis sie zu ungeduldig wird und bei einem Edelrestaurant Halt macht, um dort nach einem Akku-Ladegerät zu fragen. Nach zwanzig Minuten, etlichen schrägen Blicken, einem geladenen Akku und damit einem funktionierenden Navigationssystem kommt sie endlich bei ihm an.

Aber dies sollen nicht die einzigen Widerstände gewesen sein.
Ludwina's Hirn spielt plötzlich verrückt. Sie hat sowieso schon einen enorm nüchternen Tag. Schon die ganze Zeit fragt sie sich, warum sie ihm gegenüber plötzlich keine Gefühle mehr hegt, warum das Strohfeuer schon herunter gebrannt ist und was sie an ihm stört. Sie überlegt sich auch, ob sie vielleicht einfach nur Angst hat und deshalb dissoziiert und damit ihr Gefühlsleben wieder einmal mehr von ihrer Existenz abkoppelt.

Er und Ludwina haben es schön, sie geniesst seine Zärtlichkeiten, als die elenden Sorgen und Gedanken anfangen Tango zu tanzen.

Interessant, was man sich im dümmsten Augenblick überlegen kann. Da ist die Sorge um den Fuss, der zum Himmel stinkt, die Beine die das eine oder andere Haar aufweisen (ist ja Winter, Pelz ist angesagt), die Unterwäsche der Kategorie Oma, verwaschen und am Rande durchlöchert, und nicht zuletzt seine Kinder die im Nebenraum schlafen.

Beim nächsten Kuss drängt sich plötzlich Ludwina's Exfreund (nennen wir ihn "den Mann", er wird möglicherweise noch öfters erwähnt werden) zwischen die beiden. Sie beginnt zu vergleichen, erkennt Unterschiede, analysiert diese und vergisst, dass sie eigentlich von einem ganz tollen Mann geküsst wird. Krampfhaft versucht Ludwina sich wieder in die Gegenwart zurück zu holen, als sich ein weiterer Exfreund zwischen die zwei sich küssenden drängt.

Jetzt reicht's!!!!!

Ludwina steht auf und geht nach Hause. Zu viert knutschen macht einfach keinen Spass.

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Freitag, 20. Januar 2012
Ludwina's grosser Zeh


Wer sich auf die Zehen stellt, steht nicht fest

Lao-Tse über Eitelkeit


Ludwina hasst Käsefüsse. Peinlich berührt versucht sie den Duft, der von ihrem linken Fuss aufsteigt zu ignorieren. Es funktioniert nicht.
Der Fuss, hübsch in einer Kuschel-Socke und einer Plastikschiene verpackt stinkt literarisch zum Himmel. Dem Plastik, täglich 2x mit Scheuermittel behandelt, ist es wohl egal, dass die verknallte Ludwina gerade jetzt keine Stinkefüsse gebrauchen kann.

Ludwina knirscht mit den Zähnen. In einer Anwandlung von übertriebenem Aktivismus, versuchte Ludwina vor einer Woche ihren Schreibtisch auseinander zu nehmen - alleine. Der Schreibtisch gewann. Wie kann man auch nur so blöd sein und ein gefühltes 500kg schweres Ungetüm alleine auf die Tischplatte kehren zu wollen, um ihm danach mit Schraubenzieher auf den Leib zu rücken?

Wie gesagt, der Schreibtisch gewann, vorerst. Er begann auf dem glatten Boden zu rutschen. Erst langsam, dann immer schneller und ehe es sich Ludwina versah, trat die Tischkante, alles andere als sanft, mit ihrem grossem Zeh in Kontakt. Das dumpfe Aufprallen hallte durch all ihre Hirnwindungen, innert Sekunden hin zum Schmerzzentrum. Ergebnis: Ein gebrochener, unangenehm gequetschter Zeh und eine vor sich hin miefende Plastikschiene.

Ludwinas Fazit: Zum Glück sind nicht alle Kontaktaufnahmen so schmerzhaft.

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